25 Jahre Trinitatiskirche

Ansprache von Pfr. Hans-G. Hentschel am 21. Mai 2005

Verehrte Gäste,

„Auf gutem Grund“ so lautet der etwas reißerisch geratene Slogan unseres Kirchenjubiläums, den ich aus drei guten Gründen gewählt habe.

Der erste ist der, dass wir in den vergangenen Jahren bemerken konnten, dass die Trinitatiskirche auf einem wirklich guten Grund-Stück gebaut wurde.

Während zur Bauzeit die Kirche eher am Rand des Ortes lag, hat es sich durch die rege Bautätigkeit in Wehrda ergeben, dass sie nun immer mehr in zentrale Lage geraten ist. Wir haben sogar - und das ist wirklich ein unschätzbarer Vorteil - unsere eigene Bushaltestelle. Leider wird sie nach wie vor unter „Magdeburger Straße“ angesagt, aber Kenner wissen, dass es eigentlich heißen müsste: „Trinitatiskirche“.

Das Neubaugebiet Wehrda vor dem Bau der Trinitatiskirche

Das Neubaugebiet Wehrda vor dem Bau der Trinitatiskirche

„Auf gutem Grund“ d.h. für unsere Kirche, dass sie auf einem Grundstück im Herzen des neuen Wehrda gebaut wurde, von dem 1980 möglicherweise niemand so richtig wusste, wie es sich baumäßig entwickeln würde.

Das Neubaugebiet Wehrda ca. 1990

Das Neubaugebiet Wehrda ca. 1990 (Richtung Südsüdosten, die Trinitatiskirche ist markiert)

Dabei war der Baugrund ganz unbiblisch gewählt. Die Trinitatiskirche wurde auf Sand gebaut. Alte Wehrdaer erinnern sich noch an die Sandkuhle und die Sandäcker rundum.

Auf Sand gebaut, aber nicht in den Sand gesetzt.

Vom wachstumshindernden Sand ist heute nur noch der weitläufige Sandkasten geblieben, der den angrenzenden Spielplatz für Kleinkinder attraktiv macht, und der Sandfußballplatz, der Jugendliche und Studierende vor allem in der Sommerzeit in die Nachbarschaft unserer Kirche lockt, wo sie dann begleitet von den Tönen des übenden Posaunenchores oder der Kantorei herumbolzen und nicht selten das Läuten der Glocken von Trinitatis als Zeitzeichen verstehen.

„Auf gutem Grund“. Der zweite Gesichtspunkt, unter dem ich dieses Motto gewählt habe, sind die Menschen hier in der Gemeinde. Wenn man das Gleichnis vom vierfachen Acker im Hinterkopf hat, in dem Jesus Menschen mit einem zu besäenden Grund vergleicht, dann gibt es auch im Bezirk der Trinitatiskirche etliches gutes Land.

Die Menschen in den seit den späten sechziger Jahren gewachsenen Neubaugebieten, die sich heute da befinden, wo noch nichts außer Ackerbau und Viehzucht war, als die benachbarte, ehrwürdige Martinskirche und das „alte Dorf“ schon Jahrhunderte zählten, sind ganz sicher nicht frommer als anderswo und sie sind sicher nicht kirchlicher als anderswo. Sie haben sich auf den guten Gründen des alten Dorfes Wehrda einen Platz zum Leben gesucht.

Ich nenne sie zuweilen - nicht alle, aber viele - „Neubauchristen“. Neubauchristen, auch weil viele bewusst entschieden haben, ohne die nicht nur und nicht immer hilfreichen Traditionen der gewachsenen Dorfkerne zu leben.

„Auf gutem Grund“ heißt für mich in diesem Zusammenhang, dass die Menschen rund um die Trinitatiskirche ein vielseitiges und fröhliches Ausprobieren kirchlicher Gestaltungsräume nicht allein ertragen, sondern auch mittragen.

Dabei erreicht das Evangelium auch bei uns längst nicht alle und die Kirchengemeinde bleibt auch bei uns für viele eine fremde Größe.

Und doch: Es gibt eine beträchtliche Anzahl an Menschen, die nach dem Herrn der Kirche fragen und diesem Herrn in seiner Kirche, unserer Trinitatiskirche, heute wie gestern und gestern wie morgen begegnen wollen. Diese Menschen sind „guter Grund“, auf dem unsere Trinitatiskirche als lebendige Gemeinde steht.

„Auf gutem Grund“. Der dritte Gesichtspunkt ist aus Sicht des Theologen der wichtigste und schon Paulus wusste, dass das Wichtigste am Schluss genannt zu werden verdient.

In unserer Trinitatiskirche bewegen wir uns auf dem „guten Grund“ des Evangeliums, das den Menschen nicht nur davon erzählt, dass die Liebe in dieser Welt möglich ist, sondern sogar siegen wird. Einen anderen Grund kann eben niemand legen, als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.

Wir sind dankbar, dass wir unsere Trinitatiskirche haben, und dass sie sich sowohl sonntags als auch unter der Woche mit einem bunten Leben füllt ist Grund zu großer Freude. Selbst wenn die Kosten für den Unterhalt eines sieben Tage in der Woche genutzten Kirchraums uns zuweilen Sorgen bereiten, wissen wir, dass das Evangelium die Relation von Kosten und Nutzen nicht kennt, sondern nur das großzügige Austeilen. Im Internet stellen wir unsere Kirche als „Dach über der Seele“ vor.

Zur richtigen Zeit wurde am richtigen Ort das Richtige gebaut.

Gott hat auch in unserem Gemeindebezirk ein Haus. Wir alle wissen, dass man Gott nicht in ein Haus einsperren kann, nicht einmal in sein Haus, aber wir halten ihm Wohnraum bereit, um ihm zu sagen: „Auf dem guten Grund seines Wortes lebt es sich gut.“

In diesem Sinne heiße ich Sie alle zu unserem Abend der Begegnung willkommen, der nun in Einzel- und Gruppengesprächen weitergehen soll.

Ich hoffe, Sie alle haben ein Glas und ich bitte Sie, mit mir gemeinsam auf all die Menschen einen Toast auszusprechen, die aus dieser Kirche seit nunmehr 25 Jahren - auf welchem Wege auch immer - Trost oder Stärkung erfahren haben, denen von dieser Kirche ausgehend die Freundlichkeit von Menschen oder - was wichtiger ist - die Freundlichkeit Gottes begegnet ist und die sich die Mitarbeit in dieser Kirchengemeinde Zeit und Liebe und vielleicht auch Enttäuschungen oder sogar persönliche Kränkungen haben kosten lassen.

Auf diese alle und unser Kirchgebäude: zum Segen!